Vikar Johannes Klumpe

Johannes Klumpe wurde am 9. Mai 1893 in Münster geboren. Nachdem er in seinem Geburtsort das Gymnasium besucht und Theologie studiert hatte, wurde er am 17. Dezember 1921 im Dom zu Münster zum Priester geweiht. In den folgenden Jahren war er als Kaplan in Ahlen (bis 1924), in Oelde (bis 1925) und in Herten (bis 1933) tätig.

Am 18. Dezember 1933 wurde er zum Pfarrrektor des 1922 gegründeten Pfarrrektorats St. Bonifatius in Dorsten-Holsterhausen ernannt. In den folgenden Jahren kam es zu ersten Konflikten mit den Nationalsozialisten, als er bei einem Verbot der Fronleichnamsprozession die Fähnchen auf dem Kirchplatz aufstellen ließ. Er wurde von der Gestapo verwarnt, das Verfahren gegen ihn 1939 aber eingestellt. Seine Versetzung an die Pfarrei St. Otger in Stadtlohn am 15. Juli 1939 und die Rückstufung zum Vikar scheinen dem Zweck gedient zu haben, ihn vor weiteren Repressionen in Schutz zu nehmen.

Hier aber wurde Johannes Klumpe eine Aussage zum Verhängnis, die er am 6. Oktober 1941 während des Religionsunterrichts für die Mädchen-Fortbildungsklasse in der Kapelle des Annastifts machte. Im Dezember 1945 gab er zu Protokoll, er habe gesagt: „Die Juden sind ebenso gut wie wir Menschen, und darum habe ich auch eine Jüdin auf der Straße gegrüßt, warum müssen sie denn eigentlich den gelben Stern tragen? Ich wollte damit sagen, dass man die Juden ihrer Religion wegen nicht verhöhnen und verspotten dürfe.“ Schon am folgenden Tag hörte er, dass beim Stadtlohner Bürgermeister Franz Nüsperling Anzeige gegen ihn erstattet worden sei. Zwei Schülerinnen hatten seine Bemerkung an ihre BDM-Leiterin Leni Mohaupt weitergegeben, die als technische Lehrerin an der Hilgenbergschule tätig war. Rektor der Hilgenbergschule war der Ortsgruppenleiter der NSDAP Josef Ameis.

Am 28. Oktober 1941 wurde Vikar Klumpe von der Gestapo verhaftet und zunächst zwei Monate ohne Gerichtsbeschluss im Polizeigefängnis in Münster festgehalten.

Am 25. Dezember 1941 wurde er in den Priesterblock des Konzentrationslagers Dachau eingeliefert, wo er die Häftlingsnummer 28961 trug. Hier waren fast 3000 überwiegend katholische Geistliche aus ganz Europa in drei Baracken zusammengefasst und von anderen Häftlingen isoliert untergebracht. Rund 450 von ihnen stammten aus Deutschland und Österreich. Den Geistlichen wurden zwar einige Vergünstigungen gegenüber anderen Gefangenen zugestanden, andererseits waren sie jedoch den Schikanen von besonders kirchenfeindlichen  SS-Männern ausgesetzt. Etwa jeder fünfte deutsche Geistliche kam während der Haft ums Leben. Kurz vor der Befreiung des Lagers durch amerikanische Truppen wurde Johannes Klumpe am 6. April 1945 entlassen und kehrte nach Stadtlohn zurück.

Von 1945 bis 1947 war Klumpe wieder in der Pfarrei St. Otger tätig, bis er am 28. Juni 1947 vom Bischof Michael Keller als Pfarrer mit der ländlichen Pfarrei St. Johannes Nepomuk in Hansell bei Altenberge betraut wurde. Nach seinem Eintritt in den Ruhestand 1966 lebte er als Hausgeistlicher im Marienheim in Gescher. Kurz nach Vollendung seines 77. Lebensjahres verstarb er am 13. Mai 1970 im Stadtlohner Krankenhaus.

Am 5. Februar 1986 beschloss der Rat der Stadt Stadtlohn, eine Straße nach Vikar Johannes Klumpe zu benennen.


Der Stolperstein wurde am 18. Dezember 2023 verlegt.