Kurt Falkenstein wurde als jüngstes
Kind und einziger Sohn seiner Eltern am 27. Mai 1930 in Stadtlohn geboren. Er besuchte den Kindergarten der Ordensschwestern im Annastift.
Aus seiner Kindheit unter dem Regime
der Nationalsozialisten haben sich ihm die judenfeindlichen Lieder und unfreundlichen Gesten mancher Stadtlohner eingeprägt. Die Schrecken der Pogromnacht, als die nahe Synagoge geschändet und
zerstört wurde und auch sein Elternhaus heimgesucht wurde, sind ihm bis heute präsent. Er suchte in jener Nacht mit seiner Schwester Zuflucht bei den Eltern im Schlafzimmer. In jener Nacht wurde
auch er - als Achtjähriger! - im Stadtlohner Gefängnis inhaftiert.
Am 16. Februar 1939 musste er sich wie
seine beiden Schwestern von den Eltern trennen. Die Kinder bestiegen in Bentheim den Zug, der sie in die Sicherheit der Niederlande bringen sollte. Erste Aufnahmestation war ein Kinderheim in
Rotterdam, wo sofort Jungen und Mädchen getrennt wurden und Kurt somit von seinen Schwestern isoliert wurde.
Als das Kinderheim im Dezember 1939
aufgelöst wurde und die Kinder in einzelne Familien verteilt wurden, kam Kurt zunächst zu einer Familie Joosten in Zaltbommel. 1941 nahmen ihn dann Verwandte in Haaksbergen auf, nämlich seine
Tante Johanna Frankenhuis-Falkenstein (sie war die jüngere Schwester von Kurts Vater) und ihr Mann Salomon Jonas Frankenhuis, die selbst fünf Kinder hatten und in der Blankenburgerstraat
wohnten.
Als diese Familie Anfang Oktober 1942
abgeholt und in das Internierungslager Westerbork gebracht wurde, verhinderte die couragierte Haaksbergener Nachbarin Lida Kempkes, dass Kurt - der nicht auf der Verhaftungsliste stand -
mitgenommen wurde. Sie nahm ihn zu sich und sorgte für wechselnde Verstecke. So konnte Kurt überleben. Seine Verwandten hingegen wurden nach einer Woche Aufenthalt in Westerbork am 9. Oktober
1942 nach Auschwitz geschickt und dort ermordet.
Nach Kriegsende, das er als
15-Jähriger erlebte, musste Kurt Falkenstein feststellen, dass seine Eltern und seine beiden Schwestern ermordet worden waren und er selbst der einzige Überlebende seiner Familie
ist.
Er absolvierte eine qualifizierte
Berufsausbildung - zeitweise auch in den USA - und hatte später eine eigene Firma in den Niederlanden. Er wohnte in Amstelveen in der Nähe von Amsterdam; mit seiner Frau war er über 60 Jahre
verheiratet und hatte zwei Kinder und vier Enkelkinder.
Kurt Falkenstein verstarb in Amstelveen am 27. Februar 2022 mit fast 92 Jahren.