Rosa Oppenheimer

Rosa Oppenheimer wurde am 22. Dezember 1888 in Stadtlohn geboren und gehörte einer jüdischen Familie an, die schon seit Mitte des 18. Jahrhunderts in Stadtlohn nachweisbar ist. Ihre Eltern waren der Kaufmann Levi Oppenheimer (1841-1916) und seine Frau Rika geb. Stern (1859-1940). Rosa war das mittlere von fünf Kindern. Die Familie wohnte mitten in der Stadt Stadtlohn in der Stegerstraße 10 und betrieb dort ein Bekleidungsgeschäft.

Die Stegerstraße in Stadtlohn. Rechts das Geschäft Oppenheimer.

 

Rosa war geistig behindert. Jahrzehntelang lebte sie in Stadtlohn im Kreis ihrer Familie. Im Stadtlohner Adressbuch von 1925 wird sie als „Haustochter" bezeichnet.

Als ihr ältester Bruder, Hugo Oppenheimer (1885-1935), der nach dem Tod des Vaters Familienoberhaupt geworden war, jedoch im Februar 1935 durch einen Autounfall ums Leben kam, wurde Rosa am 10. August 1935 nach Berlin-Weißensee, Wörthstraße 20, geschickt. Dort befand sich ein „Dauerheim für jüdische Schwachsinnige", das 1923 gegründet worden war, in der Trägerschaft des Deutsch-Israelitischen Gemeindebunds stand und hohe Wertschätzung genoss. Die weiblichen Insassen wurden im Heim vor allem mit anfallenden Haus- und Handarbeiten beschäftigt. Das Leben dort folgte jüdischen Regeln.

Fast genau ein Jahr später wurde Rosa Oppenheimer am 21. August 1936 in die Provinzial-Heilanstalt in Münster überführt und kehrte damit ins Münsterland und in die Nähe ihrer Heimat zurück. Von der Provinzial-Heilanstalt in Münster wurde sie am 26. Mai 1937 als ungeheilt entlassen. In den Akten ist als ihre Krankheitsform genannt: „Angeborene und früh erworbene Schwachsinnszustände (Idiotie und Imbezillität) ohne nachweisbare Ursache". Zahlungspflichtiger für sie war der Landesfürsorgeverband.

Schon zwei Monate später, am 31. Juli 1937, erfolgte ihre zweite Aufnahme in die Provinzial-Heilanstalt in Münster. Dort blieb sie nun drei Jahre lang. Als jüdische Geisteskranke unter dem NS-Regime aber waren ihre Lebens-Chancen besonders bedroht - und tatsächlich wurde sie ein Opfer der NS-„Euthanasie“.

Von Münster aus wurde Rosa Oppenheimer gemeinsam mit weiteren Patienten am 21. September 1940 in die Heilanstalt Wunstof bei Hannover verlegt. Diese Anstalt erwies sich als Sammelstelle und Zwischenstation auf dem Weg zur Ermordung. Rosa und ihre Schicksalsgenossen blieben nur wenige Tage in Wunstorf - exakte Rechnungsunterlagen belegen den Zeitraum und die Unterhaltskosten (u. a. für Rosa), weil sie unter den beteiligten Behörden strittig waren.

Als eine von 158 Patienten wurde sie nach sechs Tagen von Wunstorf aus auf den Weg in die Tötungsanstalt Brandenburg an der Havel geschickt. Dort im alten Zuchthaus Brandenburg wurde Rosa Oppenheimer wie auch alle ihre Schicksalsgenossen, unter denen sich auch der Stadtlohner Levi Goldschmidt befand, am 27. September 1940 im Gas ermordet. Sie alle wurden Opfer des Krankenmords, der in der Tiergartenstraße 4 in Berlin organisiert wurde und als „Aktion T4“ bezeichnet wird.

Zur Verunklarung und Verschleierung ihres Schicksals wurde dem Stadtlohner Standesamt (und wahrscheinlich auch ihren Angehörigen, die damals noch nicht deportiert waren) das fingierte Todesdatum „6. März 1941“ und der fingierte Sterbeort „Cholm“ mitgeteilt. Dadurch konnten von den nationalsozialistischen Verfolgern zudem noch über den Ermordungstermin hinaus Fürsorgemittel beansprucht und somit ein Geldgewinn erzielt werden.

 

Ihr tatsächliches Todesdatum aber ist der 27. September 1940, ihr Todesort Brandenburg.

Der Stolperstein wurde am 10. Dezember 2018 verlegt.